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Problematisches Glücksspielen im Sportverein: Jeder zehnte Vereinssportler zeigt kritisches Glücksspielverhalten

In Sportvereinen gibt es einen erhöhten Anteil von Menschen mit einem kritischen Glücksspielverhalten. Das ist das Ergebnis einer Studie der Universität Bremen, die erstmals die „Verbreitung von Sportwetten und glücksspielbezogenen Suchtverhalten in Sportvereinen“ untersucht hat. Fast 300 Mitglieder von Sportvereinen aus Bremen und Kiel wurden nach ihren Erfahrungen mit Sportwetten gefragt und ihr Spielverhalten auf Basis der DSM-IV-Kriterien (Internationales Klassifikationssystem für psychische Störungen) eingeschätzt. Ergebnis: Gut die Hälfte der befragten Sportler (52%) hatte in den zurückliegenden zwölf Monaten an Sportwetten teilgenommen. Zum Vergleich: In der übrigen Bevölkerung liegt dieser Anteil bei ungefähr drei Prozent.

Jeder zehnte Vereinssportler zeigte kritisches Glücksspielverhalten

Fast neun Prozent der befragten Vereinsmitglieder wiesen ein mindestens problematisches Spielverhalten auf: 5,3 Prozent fielen in die Kategorie „Problematisches Spielen“, weitere 3,5 Prozent können als „pathologisch Spielende“ gelten. Im Bundesdurchschnitt liegt der Anteil laut Untersuchungen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) bei ungefähr einem Prozent. Damit ist die Quote süchtiger Spielformen in Sportvereinen deutlich erhöht.

Sportwetten haben höheres Suchtpotenzial

Dass Sportwetten ein erhöhtes Gefährdungspotenzial haben, belegt auch eine weitere Analyse der BZgA. Sie konnte zeigen, dass der Anteil der Personen mit einem problematischen Spielverhalten je nach bevorzugter Glücksspielart unterschiedlich ausfällt. Bei einigen Glücksspielformen ist der „Problemspieleranteil“ deutlich höher als bei anderen, so etwa bei Internet-Casinospielen, Automatenspielen und eben auch Sportwetten. Etwa sieben Prozent der Personen, die in den zurückliegenden zwölf Monaten an Sportwetten teilgenommen haben, spielen in einem kritischen Ausmaß. Zum Vergleich: Bei Lottospielern liegt der Prozentsatz bei knappen zwei Prozent (1,7%).

Fachkenntnisse verzerren die Gewinnchancen bei Sportwetten

Sportwetten gelten unter Fachleuten als Glücksspielform mit einem erhöhten Suchtpotenzial. Das liegt unter anderem am sogenannten „Kompetenzanteil“ von Sportwetten: Im Unterschied zu Glücksspielen, die vollkommen vom Zufall abhängen (beim Roulette ist die Gewinnwahrscheinlichkeit zum Beispiel für jede Zahl gleich groß), greifen die Spielenden bei Wetten auf Sportereignisse auf ihre „Fachkenntnisse“ und ihr „Hintergrundwissen“ zurück. Dieser „Kompetenzanteil“ bei Sportwetten – also der Einfluss von Wissen und Erfahrungen rund um die jeweilige Sportart – wird von den Spielenden allerdings oft überschätzt. Mit anderen Worten: Viele Menschen, die sich an Sportwetten beteiligen, setzen auf ihren „Wissensvorsprung“ und blenden dabei aus, dass sie dem Zufall eines Glücksspiels ausgesetzt sind. Zuletzt konnte eine israelische Untersuchung zeigen, dass die Erfolgsquoten von fußballkundigen Personen nicht höher waren als die von Menschen, die gar keine Ahnung von Fußball hatten.

Sportwetten sind häufiger Anlass für ambulante Betreuung

Das erhöhte Suchtpotenzial von Sportwetten schlägt sich auch in der ambulanten Betreuung von Menschen mit einer Glücksspielproblematik nieder. Laut BADO (Hamburger Basisdokumentation) sind bei 13 Prozent aller in Hamburg ambulant betreuten Klienten mit der „Hauptdiagnose Glücksspielprobleme“ Sportwetten der hauptsächliche Anlass für die Beratung.

Die Zahlen aus Hamburg zeigen auch, dass Menschen, die auf Sportereignisse wetten, relativ häufig spielen: Im Rahmen der BADO wurden die ambulant betreuten Klienten gefragt, wann sie vor dem Beginn der Betreuung zuletzt gewettet und wie oft sie Einsätze getätigt haben. 16 Prozent von ihnen gaben an, täglich gespielt zu haben, 55 Prozent wetteten an immerhin „8 bis 25“ von 30 Tagen. Bei anderen Glücksspielen war die Spielhäufigkeit deutlich niedriger.

Finger weg von Livewetten

Eine besonders riskante Variante der Sportwette ist die sogenannte „Livewette“. Dabei wird auf ein Ereignis während eines Spiels getippt. Die Spielenden werden dadurch unter starken Zeitdruck gesetzt – auf diese Weise steigert sich das Gefährdungspotenzial dieser Wettform im Vergleich zu anderen Sportwetten noch einmal.

Die Hamburgische Landesstelle für Suchtfragen e.V. (HLS) rät deshalb dazu, sich an Livewetten gar nicht erst zu beteiligen. Wer häufiger oder sogar regelmäßig an Sportwetten teilnimmt, sollte sein Spielverhalten kritisch prüfen, zum Beispiel hier .

Quellen:

Gerhard Meyer, Johanna Meyer, Manfred Zielke, Tobias Hayer: Verbreitung von Sportwetten und glücksspielbezogenem Suchtverhalten in Sportvereinen - Eine Pilotstudie. Praxis - Klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation 92 (2013), S. 189-196.

Hass, W., Orth, B. & Lang, P. (2012). Zusammenhang zwischen verschiedenen Glücksspielformen und glücksspielassoziierten Problemen. SUCHT, 58(5).

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