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Glücksspiele in Deutschland: Aktuelle Daten aus dem „Jahrbuch Sucht 2013“

Steigende Milliardengewinne auf dem deutschen Glücksspielmarkt und ein deutlicher Zuwachs beim Beratungsbedarf auf Seiten der Spielenden – auf diesen Nenner lassen sich die Daten und Studienergebnisse bringen, die im jüngst erschienenen „Jahrbuch Sucht 2013“ aufgeführt werden.

Milliardenmarkt Glücksspiele

Danach stiegen die Umsätze der Glücksspielindustrie im Jahr 2011 um 3,2 Prozent auf ganze 32,51 Milliarden Euro. In Wirklichkeit liegt der Gesamtumsatz auf dem deutschen Glücksspielmarkt sogar noch höher, denn die Einnahmen von Soziallotterien, Telefon-Gewinnspielen, Sportwetten sowie Online-Glücksspielen sind in dieser Summe noch gar nicht enthalten. Umsatzzuwächse konnten bei allen Glücksspielarten mit Ausnahme der Klassenlotterie beobachtet werden.

Aufsteller von Geldspielautomaten erzielen höhere Umsätze

Auch mit besonders riskanten Glücksspielformen, wie zum Beispiel Automatenspielen wurde in 2011 mehr Geld gemacht als in den Jahren davor. 18,8 Milliarden Euro Umsatz erzielten die Aufsteller von Geldspielautomaten, das bedeutet einen Anstieg um fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch ihr Ertrag war höher als in den Vorjahren, Gerhard Meyer, Glücksspielexperte von der Universität Bremen, rechnet vor: „Bei Spielergewinnen von durchschnittlich 77,1 Prozent verblieb den Aufstellern der Geldspielgeräte ein Bruttospielertrag von 4,14 Milliarden Euro in 2010. Im Vergleich mit dem Ertrag vor der Novellierung der Spielverordnung (2005: 2,35 Mrd. Euro) beträgt der Anstieg beeindruckende 76,2 Prozent.“ (aus: Jahrbuch Sucht 2013). Bei dem Bruttospielertrag handelt es sich um die Differenz zwischen den Einsätzen der Spielenden und den Gewinnen, die ausgezahlt werden.

Automatenspiele – eine hoch riskante Form des Glücksspiels

Und das Angebot an Geldspielautomaten nimmt sogar noch zu. Im Jahr 2011 stieg die Zahl der Automaten in Deutschland um ca. drei Prozent auf 242.500 Geräte. Automatenspiele gelten unter Glücksspielexpertinnen und -experten als hoch riskant. Dafür sorgen unter anderem die schnelle Abfolge der einzelnen Spiele, die sofortige Auszahlung der Gewinnsummen und die aktive Rolle der Spielenden durch das Betätigen der Stopp- und Risiko-Taste. Die Folge: Der Prozentsatz von Menschen mit einem riskanten oder süchtigen Glücksspielverhalten ist unter Automatenspielerinnen und -spielern besonders hoch: Fast neun Prozent von ihnen fallen in die Kategorien „problematisch" oder „pathologisch“ Spielende. Zum Vergleich: Bei Lotterien beträgt dieser Anteil ungefähr zwei Prozent.

Zahl der jüngeren Automatenspieler steigt

Auch auf der Nachfrageseite konnte ein Anstieg bei den Automatenspielen festgestellt werden, insbesondere bei jüngeren Menschen. Während im Jahr 2007 etwa sechs Prozent der 18- bis 20-jährigen Männer angaben, im vergangenen Jahr an einem Automaten gespielt zu haben, waren es in 2011 bereits fast 20 Prozent und damit nahezu jeder Fünfte in dieser Altersgruppe. Bei den gleichaltrigen Frauen stieg der Prozentsatz in der gleichen Zeit von etwa zwei Prozent auf fast sechs Prozent.

Mehr als eine halbe Million Menschen mit problematischem oder süchtigem Spielverhalten

Laut einer aktuellen Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zeigen etwa 275.000 Menschen in Deutschland ein problematisches Spielverhalten, die Kriterien für eine Spielsucht – der Fachbegriff lautet hier „Pathologisches Spielverhalten“ – sind bei ungefähr 264.000 Menschen erfüllt. Über eine halbe Million Menschen haben demnach die Kontrolle über ihr Spielen verloren oder sind stark gefährdet, eine Spielsucht zu entwickeln.

Das individuelle Leid von Spielenden und ihren Angehörigen als Folge eines problematischen oder abhängigen Spielverhaltens lässt sich nur schwer in Zahlen ausdrücken, der Schuldenstand der Spielenden dagegen schon: Nur eine Minderheit der ambulanten Klienten (knappe 35 Prozent) hat gar keine Schulden, der Rest von ihnen ist zum Teil hoch verschuldet. Bei 16 Prozent ist durch das Spielen ein Minus von mehr als 25.000 Euro entstanden.

Beratung bei Glücksspielsucht ist in vielen Fällen erfolgreich

Auch der Beratungs- und Unterstützungsbedarf von Glücksspielenden ist deutlich angestiegen. 16.800 Menschen haben in 2011 wegen ihres Spielverhaltens ein Hilfsangebot in Anspruch genommen, im Jahr davor waren es noch 1.000 Menschen weniger.

„In vielen Fällen können durch eine Beratung beachtliche Erfolge erzielt werden. Das zeigen die Zahlen der Deutschen Suchthilfestatistik“, führt Christiane Lieb, Geschäftsführerin der Hamburgische Landesstelle für Suchtfragen (HLS) aus. Und weiter: „Wird eine Betreuung planmäßig abgeschlossen, wird nach Aussage der Berater in etwa 37 Prozent der Fälle ein erfolgreiches Ergebnis erreicht, bei weiteren 47 Prozent bessert sich die Symptomatik. Bricht jemand die Betreuung allerdings vorzeitig ab, sind die Erfolgsquoten deutlich niedriger.“ Ihre Empfehlung: „Nehmen Sie erste Anzeichen auf ein riskantes Spielverhalten in jedem Fall ernst und nutzen Sie die anonymen Beratungsmöglichkeiten vor Ort oder über die Helpline Glücksspielsucht.

 

Quellen:

Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (Hrsg.): Jahrbuch Sucht 2013. Lengerich: Pabst.

Glücksspielverhalten und Glücksspielsucht in Deutschland 2007, 2009 und 2011 - Ergebnisse aus drei repräsentativen Bevölkerungsbefragungen (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Köln).

Pfeiffer-Gerschel, T.; Kipke, I,; Steppan M. (2012): Deutsche Suchthilfestatistik 2009. Alle Bundesländer. Tabellenband für ambulante Beratungsstellen. Bezugsgruppe: Zugänge/Beender ohne Einmalkontakte. München: IFT.

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