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Tipps für Angehörige von Menschen mit problematischem Sportwettverhalten

Tipps für Angehörige von Menschen mit problematischem Sportwettverhalten

In guten wie in schlechten Zeiten?

Sportwetten und Wettsucht: Tipps für betroffene Angehörige

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Die Diagnose „Problematisches Glücksspielen“ wird zwar einem einzelnen Spieler bzw. einer einzelnen Spielerin gestellt. Die Angehörigen der Spielenden sind aber immer mit betroffen, wenn diesen die Kontrolle über Sportwetten und andere Glücksspiele entgleitet – durch oftmals hohe finanzielle Verluste für die Familie, verloren gegangenes Vertrauen und wiederkehrende Enttäuschungen. Deshalb benötigen auch die Angehörigen von Menschen mit kritischem Glücksspiel- und Wettverhalten Hilfe.

Auch Angehörige finden Unterstützung in den Beratungsstellen.

Haus, Hof und Vertrauen verspielt

Problematisches oder pathologisches Spiel- und Wettverhalten wirkt sich massiv auf das Leben der Menschen aus, die den Spielenden nahe stehen: Problematisches Sportwetten wird somit immer auch zum Problem für Familie und Partnerschaft. Und riskantes Wetten bedeutet immer auch ein Risiko für Familie und Partnerschaft.

Sportwetten - Auswege für Angehörige

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Patentrezepte für den Umgang mit dem problematischen Wettverhalten eines Angehörigen gibt es zwar nicht. Folgende allgemeine Tipps und Empfehlungen haben sich dennoch bewährt und schon vielen anderen Menschen in vergleichbaren Situationen geholfen:

  • Pathologisches Glücksspielen ist eine Krankheit. Je früher sich jemand deswegen behandeln lässt, desto besser sind seine Chancen auf eine baldige Besserung. Das bedeutet auch, dass der oder die Betreffende professionelle Hilfe von außen benötigt. Auch für die Feststellung (Diagnose), ob jemand problematisch oder pathologisch spielt bzw. wettet, sind Fachleute notwendig. Deshalb sollten sich die Angehörigen (Partner, Sohn etc.) an eine Suchtberatungsstelle, eine der vielen Selbsthilfegruppen in Hamburg oder die Helpline Glücksspielsucht wenden. Mehr Informationen über Hilfs- und Unterstützungsangebote in Hamburg finden Sie hier.
  • Das Problem unter den Tisch zu kehren oder zu hoffen, dass es „sich von selber erledigt“, verschiebt und vergrößert die Schwierigkeiten nur – handeln Sie frühzeitig.
  • Informieren Sie sich über das Thema „Problematischer Umgang mit Sportwetten“ bzw. „Pathologisches Glücksspielen“, zum Beispiel auf der Website der Hamburger Kampagne Automatisch Verloren. Auf diese Weise können Sie die Verhaltensweisen der spielenden Person besser einordnen und sich darauf einstellen.
  • Durch die Diagnose „Pathologisches Glücksspielen“ entstehen Ihnen und Ihrer Familie keine zusätzlichen Kosten. Die Behandlung der Glücksspielsucht wird von der Rentenversicherung oder der gesetzlichen Krankenkasse bezahlt, in der Regel können auch Lohnersatzleistungen in Anspruch genommen werden. Mehr Informationen unter Glücksspielsucht – eine anerkannte Krankheit.
  • Es kann für die einzelnen Betroffenen eine große Hilfe sein, wenn Sie ihm zum Beispiel bei der Suche nach einer Beratungsstelle helfen. Die Verantwortung für die Folgen des Spielverhaltens sollte er oder sie aber möglichst alleine tragen. Es sollte also beispielsweise in der eigenen Verantwortung liegen, die Beratungstermine einzuhalten oder den Besuch bei der Schuldnerberatung wahrzunehmen. Insbesondere haben Sie keine Verantwortung dafür, ob der oder die andere noch einmal spielen wird, die Konsequenzen muss er oder sie alleine tragen.
  • Für viele Menschen bedeutet diese Abgabe von Verantwortung eine ganz schöne Umstellung, vor allem wenn man es in der (manchmal langen) Phase des pathologischen Spielens gewohnt war, immer wieder die Verantwortung zu übernehmen. Helfen heißt hier also vor allem Hilfe zur Selbsthilfe.
  • Statt für das Verhalten der spielenden Person weiter „gerade zu stehen“, geht es jetzt vor allem um Sie. Ein eigenes Leben führen, an sich selber denken – das sagt sich so einfach, ist aber für viele Menschen, die in dieser Lebenssituation sind, besonders schwer: „Müsste ich nicht gerade jetzt vor allem für meine Familienangehörige bzw. Familienangehörigen da sein? Es geht ihr oder ihm schlecht, er oder sie braucht mich, das sehe ich doch“. Es mag Ihnen momentan widersprüchlich vorkommen, aber auch der Spielenden bzw. dem Spielenden hilft es am meisten, wenn Sie jetzt in erster Linie an sich selber denken. Das erklärt sich folgendermaßen: Wenn jemand süchtig ist, wirkt sich das immer auch auf andere Menschen im Leben dieser Person aus, besonders auf jene, die mit ihr zusammenleben. Bei einer Glücksspielsucht ist das auch so. Das Glücksspiel, zum Beispiel Sportwetten, rückt in den Mittelpunkt des Lebens der spielenden Person. Alle anderen Bereiche, zum Beispiel familiäre Verpflichtungen oder gemeinsame Freizeit, werden dem Glücksspiel untergeordnet und damit in aller Regel vernachlässigt – ein Hauptwesenszug einer Sucht. Angehörige von problematisch spielenden Menschen versuchen häufig, die „Ausfälle“ auszugleichen, zum Beispiel indem sie Entschuldigungen erfinden, wenn das Wettbüro aufgesucht wird statt zur Familienfeier zu gehen. Oder indem sie mehr Aufgaben in der Familie übernehmen. Oder auch indem sie an ihre Ersparnisse gehen, um das finanzielle Loch zu stopfen, das das Glücksspiel in die Haushaltskasse gerissen hat. Viele Menschen leihen der Spielerin bzw. dem Spieler auch Geld – immer wieder „zum letzten Mal“. Das gemeinsame Leben dreht sich immer mehr um die spielende Person und das Glücksspiel. Dadurch wird das süchtige Verhalten unbemerkt (bzw. unbewusst) aufrechterhalten.
  • Dieses Ausgleichen und damit Aufrechterhalten der Glücksspielsucht gilt es, zu verändern – und das geht nur wenn Sie sich von der Rolle des „Kümmerers“ bzw. der „Kümmererin“ befreien, so schmerzhaft das oft auch ist. Das ist der beste Beitrag zur Bewältigung der Probleme, die durch das Spielen ausgelöst wurden.
  • In aller Regel hilft Reden: Sprechen Sie mit einer Vertrauensperson über Ihre Situation, gut eignen sich dafür Personen außerhalb der eigenen Familie – vor allem Freundinnen und Freunde. So bekommen Sie neue Perspektiven auf Ihre Lebenssituation und spüren, dass Sie nicht alleine da stehen. Diese Erfahrung ist gerade jetzt wichtig – in einer Situation, in der es immer wieder zu Enttäuschungen kommen kann.
  • Sehr zu empfehlen sind auch spezielle Beratungsangebote für Angehörige von pathologischen Glücksspielern. In einer Gruppe mit Gleichgesinnten treffen Sie auf Menschen, die in einer vergleichbaren Situation sind und Sie deshalb bestens verstehen. Mehr Informationen über Hilfsangebote gibt es hier.
  • Für sich selbst sorgen, ein eigenes Leben aufbauen – dazu gehören vor allem Aktivitäten und Lebensinhalte, die Sie ausfüllen und Ihnen Freude bereiten. Wenn Sie es nicht mehr gewohnt sind, dass Sie selber im Mittelpunkt stehen, kann es sein, dass Sie sich von dieser Aufgabe erst einmal überwältigt fühlen. Gehen Sie erste kleine Schritte, verabreden Sie sich mit einer Freundin, planen Sie für jeden Tag zwei bis drei schöne Dinge. Nehmen Sie sich Zeit dafür.
  • Bei Konsequenzen konsequent bleiben: Wenn Sie als Reaktion auf Verhaltensweisen des Spielers bestimmte Konsequenzen ankündigen, sollten Sie auch dabei bleiben. So schaffen Sie einen verlässlichen Rahmen – für die Spielerin/den Spieler und sich selber.
  • Zum eigenverantwortlichen Leben gehört auch die Klärung Ihrer finanziellen Situation, eventuell gemeinsam mit einem Anwalt oder einer Anwältin. Auch eine Schuldnerberatung ist in vielen Fällen sinnvoll. Unter folgendem Link können Sie eine Schuldnerberatungsstelle in der Nähe Ihres Wohnortes finden: www.bag-sb.de. Leihen Sie der spielenden Person in keinem Fall Geld und geben Sie auch nicht Ihre Kreditkarte weiter. Er sollte auch keine Vollmacht über gemeinsame Konten haben.