Jahrbuch Sucht 2025: Glücksspielbranche expandiert, Suchtproblematik bleibt hoch
Jahrbuch Sucht 2025: Glücksspielbranche expandiert, Suchtproblematik bleibt hoch
Deutschland verzeichnet einen anhaltenden Anstieg von Glücksspielangeboten und -umsätzen. Gleichzeitig bleibt die Zahl der Personen mit problematischem Spielverhalten weiterhin auf hohem Niveau. Das zeigt das Jahrbuch Sucht 2025, das vor kurzem erschienen ist.
Ein sattes Plus auf dem deutschen Glücksspielmarkt
Im Jahr 2023 belief sich der Umsatz der deutschen Glücksspielindustrie allein im regulierten („legalen“) Segment auf 63,5 Milliarden Euro – ein Zuwachs von 19,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Den Löwenanteil trugen gewerbliche Geldspielautomaten bei, deren Bruttospielertrag (Summe der Spieleinsätze abzüglich der ausgezahlten Gewinne) sich auf 4,8 Milliarden Euro belief. Auch Sportwetten verzeichneten ein starkes Wachstum: Mit einem Umsatz von 12,0 Milliarden Euro und einem Bruttospielertrag von 1,8 Milliarden Euro legten sie um 28,6 Prozent zu. Zusammengenommen erzielten alle legalen Angebote einen Bruttospielertrag von 13,7 Milliarden Euro, während der nicht-regulierte Schwarzmarkt zusätzlich auf geschätzte 0,4 bis 0,6 Milliarden Euro kommt.
Wie verbreitet ist Glücksspiel – und wer ist besonders gefährdet?
Knapp vier von zehn Menschen in Deutschland haben in den letzten zwölf Monaten (in den 30 Tagen vor einer repräsentativen Befragung im Jahr 2023) an einem Glücksspiel teilgenommen. Das bedeutet einen Anstieg um 6,8 Prozentpunkte gegenüber dem Jahr 2021. Gleichzeitig erfüllen 2,4 Prozent der Befragten die DSM-5-Kriterien einer „Störung durch Glücksspielen“ (entspricht etwa 1,38 Millionen Menschen), davon 0,7 Prozent in schwerer Ausprägung. Besondere Risikogruppen finden sich unter Teilnehmenden an virtuellen Automatenspielen und Live-Sport-Wetten sowie Poker und klassischen Geldspielautomaten in Spielhallen und Gaststätten.
Hohe Schuldenstände am Ende einer „Spielerkarriere“
Von einer Karriere spricht man eigentlich, wenn es für jemanden aufwärts geht. Bei den oft als „Spielerkarriere“ bezeichneten Entwicklungen von Glücksspieler*innen ist die Richtung allerdings umgekehrt. Gerade pathologische Spieler*innen jagen oft Spielverlusten hinterher – ein auswegloses Unterfangen, denn am Ende gewinnt doch immer der Automat oder die Bank. Und dem*der Glücksspieler*in bleibt neben oftmals zerrütteten Familienverhältnissen ein hoher Schuldenstand.
Knapp 23 Prozent der Menschen, die wegen ihres pathologischen Spielverhaltens in einer ambulanten Beratungsstelle betreut werden, haben mehr als 25.000 Euro Schulden. Gar keine Schulden haben lediglich knapp 33 Prozent. Zum Vergleich: Bei Klienten*innen, die aufgrund ihrer Alkoholabhängigkeit beraten werden, beträgt der Anteil schuldenfreier Personen 75 Prozent. Pathologisches Glücksspielen ist also in sehr hohem Maße mit beträchtlichen finanziellen Verlusten verbunden.
Beratung von problematischen Glücksspielern oft erfolgreich
Trotz dieser schwierigen Ausgangslage bieten professionelle Hilfsangebote konkrete Erfolgschancen. Rund 64 Prozent der ambulant betreuten Glücksspieler*innen schließen die Beratung erfolgreich ab, in stationären Einrichtungen sind es sogar etwa 73 Prozent. Präventive Maßnahmen und frühzeitige Intervention spielen dabei eine zentrale Rolle, um Betroffenen nachhaltige Perspektiven zu eröffnen.
Fazit
Die aktuellen Zahlen des Jahrbuchs Sucht 2025 zeigen deutlich: Der legale Glücksspielmarkt wächst weiter, gleichzeitig bleibt die Zahl der Menschen mit problematischem Spielverhalten konstant hoch. Die finanziellen Folgen für Betroffene sind oft gravierend, Schulden und familiäre Belastungen sind keine Ausnahme. Zugleich belegen die hohen Erfolgsraten in ambulanten und stationären Beratungsangeboten, dass frühzeitige, professionell begleitete Hilfe wirksam ist.
Quelle: Meyer, G. (2024): Glücksspiel – Zahlen und Fakten. In: Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (Hrsg.): DHS Jahrbuch Sucht 2024. Lengerich: Pabst.