Süchtig nach Sportwetten?
Süchtig nach Sportwetten?
„Diesmal muss ich einfach gewinnen“
Für viele Menschen sind Sportwetten ein Teil ihrer Freizeit und die meisten von ihnen behalten die Kontrolle über ihr Wettverhalten. Gleichzeitig handelt es sich bei Sportwetten um Glücksspiele mit einem erhöhten Gefährdungspotential. Einige Wettformen sind sogar mit einem besonders hohen Risiko verbunden, allen voran die sogenannte Livewette. Die Folge: Ein problematischer Umgang mit Sportwetten ist ein häufiger Anlass für eine Betreuung im ambulanten oder stationären Hilfesystem. Immerhin ungefähr jede siebte Person in Hamburg, die wegen einer Glücksspielproblematik ambulant betreut wird, gibt Sportwetten als den hauptsächlichen Grund für die Beratung an.

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Sportwetten - Sucht oder nicht?
Ob das eigene Spiel- und Wettverhalten noch im grünen Bereich oder schon als kritisch zu bezeichnen ist, ist für den Spielenden selber meist nur schwer zu beurteilen. Es gibt jedoch eindeutige Kriterien, die ein problematisches Spiel- und Wettverhalten kennzeichnen. Wenn jemand beispielsweise mehrfach vergeblich versucht hat, weniger zu wetten oder es ganz aufzugeben, jedes Mal aber wieder damit angefangen hat, deutet das auf einen Kontrollverlust hin – ein typisches Anzeichen für einen problematischen Umgang mit Sportwetten. Wenn bei einem solchen Versuch (weniger oder gar keine Sportwetten mehr zu tätigen), Gereiztheit oder Unruhe auftreten, ist ein weiteres Kriterium für kritisches Spielverhalten erfüllt, in etwa vergleichbar mit „Entzugserscheinungen“. Andere über das Ausmaß des Wettens zu belügen, ist ebenfalls charakteristisch für problematisches Wetten.
Kontrollverlust, Entzugserscheinungen und andere Menschen belügen – das erinnert an Kennzeichen einer Sucht. Und tatsächlich wurde Pathologisches (wörtlich übersetzt: krankhaftes) Glücksspielen in der neuesten Fassung des amerikanischen Klassifikationssystems für Psychische Störungen „DSM-V“ (Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen, fünfte Auflage) erstmalig in die Kategorie der Abhängigkeitserkrankungen aufgenommen. Im Klassifikationssystem der Weltgesundheitsorganisation WHO ICD 10 gilt Pathologisches Glücksspielen noch als „Störung der Impulskontrolle“. Die definierenden Kriterien sind jedoch prinzipiell vergleichbar und auch bei diesem Klassifikationssystem wird aktuell offenbar eine Einordnung des Pathologischen Glücksspiels in die Gruppe der Abhängigkeitserkrankungen erwogen. Und auch der Volksmund spricht von „Glücksspielsucht“, während in Fachkreisen meist noch der Begriff „Pathologisches Glücksspielen“ verwendet wird.
Kriterienkatalog
Kriterien für pathologisches Glücksspiel im Überblick (auf Basis des DSM V)
- Starke Eingenommenheit vom Glücksspiel
- Steigerung der Einsätze , um die gewünschte Erregung zu erreichen
- Wiederholte erfolglose Versuche, das Spiel zu kontrollieren, einzuschränken oder aufzugeben
- Unruhe und Gereiztheit beim Versuch, das Spiel einzuschränken oder aufzugeben
- Spielen, um Problemen oder negativen Stimmungen zu entkommen
- Wiederaufnahme des Glücksspiels nach Geldverlusten
- Lügen gegenüber Dritten, um das Ausmaß der Spielproblematik zu vertuschen
- Gefährdung oder Verlust wichtiger Beziehungen, von Arbeitsplatz und Zukunftschancen
- Hoffnung auf Bereitstellung von Geld durch Dritte
Wenn mindestens drei dieser Kriterien erfüllt sind, spricht man von problematischem, bei mindestens fünf Kriterien von pathologischem Glücksspielen.

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Wichtig: Die Diagnose „Pathologisches Glücksspielen bzw. Wettverhalten“ kann nur von einer Expertin oder einem Experten nach einem intensiven persönlichen Gespräch gestellt werden. Einen Überblick über Beratungsstellen und Hilfsangeboten in Hamburg finden Sie hier.
Süchtig nach Sportwetten? Ein kurzer Selbsttest
Selbsttests können erste Hinweise erbringen, die dann aber Anlass für das Aufsuchen eines professionellen Hilfsangebotes sein sollten. Der kürzeste Selbsttest besteht nur aus zwei Fragen, es handelt sich um den sogenannten Lie-Bet-Screen-Test (übersetzt etwa „Lügen-Wett-Erkennungstest“):
1. Mussten Sie jemals Menschen, die Ihnen wichtig sind oder waren, wegen des Ausmaßes Ihres Spielverhaltens anlügen?
2. Haben Sie jemals das Bedürfnis verspürt, mit immer mehr Geld zu spielen?
Wenn jemand eine oder sogar beide Fragen mit „Ja“ beantwortet, gilt er/sie dem Test zufolge als spielsuchtgefährdet.
Einen längeren und in seiner Aussagekraft differenzierteren Selbsttest finden Sie im Internetangebot der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung unter https://www.check-dein-spiel.de/cds/pretest.do.
Quelle:
https://www.problemgambling.ca/EN/ResourcesForProfessionals/Pages/DSM5CriteriaGamblingDisorder.aspx