So war es bei mir
Peter berichtet
Ich heiße Peter und bin 40 Jahre alt. Mit 18 Jahren habe ich zum ersten Mal gespielt. Erst kleine Einsätze im Casino, dann Fußball-Wetten und später Online-Casinos. Anfangs fühlte sich alles aufregend an: der Adrenalinkick, das Glücksgefühl, wenn ich gewann. Aus heutiger Sicht weiß ich: In dieser Zeit begann bei mir schon der Kontrollverlust. Ich habe mehr Geld verspielt als ich zur Verfügung hatte. Trotzdem habe ich immer weitergemacht damit.
Warum ich so viel gespielt habe? Um den Alltag zu vergessen und um Stress abzubauen. Kaum zu glauben: Ich hatte tatsächlich das Gefühl, mein Leben noch im Griff zu haben. Stattdessen bestimmte das Spiel immer mehr meinen Tagesablauf: Ich heimlich in der Mittagspause, zog mich nach der Arbeit zurück, um online weiterzuspielen, und verschob Verabredungen, wenn sich gerade eine „vielversprechende“ Chance bot.
Es dauerte Jahre, bis ich begriff, wie sehr ich mich selbst und andere belastet hatte. Ich log meiner Familie und Freunden gegenüber, verschwieg Schulden und nahm immer neue Kredite auf. Mein Herz raste, wenn die nächste Rechnung anstand oder ich eine Mahnung erhielt. Ich fühlte mich isoliert und schämte mich zu sehr, um jemandem von meinem Problem zu erzählen.
Der Wendepunkt kam, als ich mal wieder mein ganzes Geld verspielt hatte und von meinem Arbeitgeber einen Gehaltsvorschuss wollte. Meine Chefin antwortete klipp und klar: „Nein“. Und dann sagte sie, dass sie sich Sorgen um mich macht. Sie gab mir die Adresse einer Suchtberatungsstelle. Ich brauchte zwei Monate, um überhaupt dort anzurufen. Ein Satz der Beraterin hat mich nie wieder losgelassen: „Sie sind nicht allein“. Ich begann, mir Hilfe zu suchen und bin jetzt seit sechs Monaten komplett abstinent. Ich habe meine Schulden in kleinen Schritten abgebaut und verbringe wieder viel mehr Zeit mit meiner Familie.