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Neue Studie: Glücksspielsucht in Deutschland kostet pro Jahr 326 Millionen Euro

Glücksspielsucht bzw. ein problematisches Spielverhalten verursacht nicht nur persönliches Leid für die Betroffenen und ihre Angehörigen, sondern führt auch zu hohen Folgekosten. Das zeigt eine neue Studie der ,Forschungsstelle Glücksspiel' der Universität Hohenheim, bei der die sozialen Kosten der Glücksspielsucht in Deutschland – erstmalig auf der Grundlage von Standards der Weltgesundheitsorganisation (WHO) – berechnet wurden. Der Untersuchung zufolge belaufen sich die Kosten, die in Folge von süchtigem bzw. problematischem Spielen für die deutsche Volkswirtschaft entstehen, auf insgesamt 326 Millionen Euro pro Jahr.

Diese Summe setzt sich aus direkten und indirekten Kosten zusammen. Zu den direkten Kosten (insgesamt 152 Mio. Euro) zählen etwa Aufwendungen für die stationäre und ambulante Behandlung von Spielsüchtigen (17 bzw. 24 Mio. Euro), hinzu kommen finanzielle Verluste, die durch Beschaffungskriminalität sowie Gerichts- und Strafverfolgungskosten entstehen. Ebenso rechneten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Hohenheim jene Verwaltungskosten mit ein, die sich durch Arbeitslosigkeit (12 Mio. Euro) und Ehescheidungen (16 Mio. Euro) ergeben – beides häufige Folgen einer Glücksspielsucht. Der Spielerschutz und die Präventionsforschung schlagen mit 26 Mio. bzw. 9 Mio. Euro zu Buche, während Schuldnerberatungen mit jährlich knapp 1 Mio. Euro einen vergleichsweise geringen Anteil ausmachen.

Die indirekten Kosten (insgesamt 174 Mio. Euro) kommen vor allem durch die Verluste des Arbeitsplatzes und durch die Krankheit verursachten Fehlkosten (85 Mio. bzw. 75 Mio. Euro) zustande. Durch die geringere Arbeitsproduktivität von Menschen mit einem Glücksspielproblem kommt es zu einem Minus von etwa 14 Millionen Euro pro Jahr.

Der Anteil der verschiedenen Glücksspielarten an den sozialen Gesamtkosten fällt höchst unterschiedlich aus, wie der Studienverantwortliche Prof. Dr. Tilman Becker in seinem Bericht deutlich macht. Das Spiel an gewerblichen Spielautomaten – jene Glücksspielart also, die auch von Fachleuten als besonders riskant eingeschätzt wird (siehe auch Glücksspiele – unterschiedlich riskant) – produziert demnach mit Abstand die höchsten Kosten, ganze 225 Millionen Euro. Casinospiele und Sportwetten ziehen soziale Folgekosten von 31 bzw. 30 Millionen Euro nach sich.

Unterdessen werden auf dem Glücksspielmarkt weiter hohe Umsätze erzielt. Laut Jahrbuch 2011 betrugen diese im Jahr 2009 23,96 Milliarden Euro[1]. Zwar sind die Gesamtumsätze, die durch Glücksspiele in Deutschland erzielt wurden, damit gegenüber 2008 gesunken. Die Umsätze im Bereich des gewerblichen Automatenspiels sind jedoch gestiegen, ebenso die Anzahl der aufgestellten Spielgeräte (von 210.000 auf 220.000 Geräte).

Was die weitere Entwicklung auf dem Glücksspielmarkt betrifft, ist möglicherweise mit einer Verlagerung von Umsätzen zugunsten von Glücksspielen im Internet zu rechnen. Diese Prognose legt zumindest eine aktuelle Studie aus Österreichnahe.

Was bedeuten diese Zahlen? Sie machen vor allem deutlich, dass – insbesondere übermäßiges – Glücksspielen immer Folgen hat, auch finanzielle. Das betrifft zum einen die in der Studie thematisierte volkswirtschaftliche Ebene, aber natürlich auch die ganz persönliche Lage der Spielerinnen und Spieler und ihrer Familien. Denn viele von Glücksspielsucht betroffene Menschen häufen hohe Schulden an. Bei fast einem Fünftel liegt der Schuldenstand über 25.000 €, bei 8 Prozent sogar über 50.000 € (Jahrbuch Sucht 2011). Und noch etwas unterstreichen die Studienergebnisse aus Hohenheim: das besondere Schädlichkeitspotenzial des Automatenspiels.

Neben den finanziellen Konsequenzen gibt es natürlich weitere Folgen einer Glücksspielsucht. Lesen Sie unter Glücksspielsucht, wie es überhaupt zu einer Spielsucht kommen kann. Falls Sie selber das Gefühl haben, zu viel zu spielen, sind Sie unter Spieler richtig, Angehörige von Spielerinnen und Spielern finden hier wichtige Informationen.

Quellen:

Studie der Universität Hohenheim (LINK)

Studie aus Österreich (LINK)

Jahrbuch Sucht 2011



[1] In dieser Summe sind die Umsätze von Soziallotterien, Telefongewinnspielen, Sportwetten und Online-Glücksspielen von privaten und ausländischen Anbietern nicht enthalten.

 

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