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Online-Glücksspiele: Verboten und trotzdem weit verbreitet!

Online-Glücksspiele sind in Deutschland verboten – und trotzdem weit verbreitet, insbesondere unter jungen Männern. Dr. Ingo Fiedler von der Universität Hamburg schätzt, dass deutsche Spieler durch die Teilnahme an Glücksspielen im Internet pro Jahr nahezu eine Milliarde Euro verlieren. In einem gerade erschienenen Artikel berichtet der Wissenschaftler über den Milliardenmarkt der Online-Glücksspiele. Deren Anbieter haben ihren Sitz meist in Ländern, in denen Glücksspiele rechtlich und steuerlich kaum reguliert sind. Am häufigsten werden im Internet Sportwetten, Poker und Casino Spiele (dazu gehören auch Automatenspiele) angeboten. Alleine bei Sportwetten beträgt der Verlust von Spielerinnen und Spielern aus Deutschland etwa 300 Millionen Euro.

Wachstumsmarkt Onlinepoker

Ein besonders schnell wachsender Markt sind Pokerspiele im Internet. In 2003 habe es Onlinepoker so gut wie gar nicht gegeben, schreibt Fiedler, inzwischen sei Onlinepoker ebenfalls weit verbreitet. In einer Studie wurde die Zahl der aktiven Onlinepoker-Spieler in Deutschland auf 581.350 geschätzt. Etwa 305 Casinos im Internet warten mit einem deutschsprachigen Angebot auf.

Alleine vor dem Computerbildschirm geht die Kontrolle über das Spielen schnell verloren

Online-Glücksspiele haben ein hohes Gefährdungspotenzial. Sie sind rund um die Uhr verfügbar und meist nur „einen Klick entfernt“. Besonders Menschen, die häufig und lange im Internet sind, fühlen sich von ihnen angesprochen – verstärkt also auch Jugendliche und junge Erwachsene. Gerade im Internet lässt sich der Jugendschutz aber besonders schwer praktizieren.

Viele Online-Glücksspieler sitzen zudem alleine vor ihrem Computer, wenn sie „ihr Glück versuchen“ – die Chance, dass andere Menschen eingreifen und sie zum Aufhören oder zur Unterbrechung des Spielens motivieren, ist naturgemäß deutlich geringer als im „Offline-Bereich“, also beispielsweise in einer Spielhalle oder einem Casino.

Demo-Seiten locken zum Mitmachen

Eine Reihe weiterer Faktoren machen Glücksspiele im Internet besonders riskant. So wird meist mit Kreditkarten oder per Wertkartensystem gezahlt, dabei geht der Überblick über die getätigten Einsätze schnell verloren. Gewinne werden sofort ausbezahlt – und meist unmittelbar danach wieder eingesetzt. Oft kommt es zu einer regelrechten „Jagd nach dem nächsten Gewinn“, die Verluste geraten dabei leicht aus dem Blickfeld.

Ganz grundsätzlich lässt sich sagen, dass die Faktoren, die das Gefährdungspotenzial von Glücksspielen bestimmen, bei Onlinespielen besonders ausgeprägt sind. Hinzu kommt noch eine weitere Besonderheit bei Glücksspielen im World Wide Web: Viele Angebote ködern mit „Demo-Seiten“, auf denen potentielle Kunden das Spiel erst einmal ausprobieren können – ohne Einsatz und auch ohne „echten Gewinn“, d.h. ohne Auszahlung. Viele Menschen werden durch gewonnene Spiele im Demonstrationsmodus dazu verleitet, es auch einmal mit echten Einsätzen zu versuchen.

Hamburgische Landesstelle für Suchtfragen e.V. (HLS) empfiehlt kritischen Blick auf das eigene Spielverhalten

Auch in diesem Jahr werden wieder viele Menschen die Tage um Weihnachten und Neujahr mit Glücksspielen verbringen, ob am Computerbildschirm oder in Spielhallen und Casinos. Die berühmte „Decke“, die einem zu Hause auf den Kopf fällt und Gefühle von Einsamkeit erleben viele Spieler an den Feiertagen noch stärker als sonst – manche erhöhen ihre Spielintensität in dieser Zeit deshalb sogar noch.

„Wenn jemand spielt, um Belastungen aus dem Weg zu gehen, ist das ein ernst zu nehmender Hinweis auf ein problematisches Spielverhalten“, erklärt Christiane Lieb, Geschäftsführerin der HLS. Sie empfiehlt allen Glücksspielenden, an den ruhigeren Tagen um Weihnachten und Neujahr eine Spielpause einzulegen und die Zeit für einen kritischen Blick auf das eigene Spielverhalten zu nutzen. „Wenn Sie feststellen, dass Ihnen der Verzicht auf das Spielen schwer fällt, sollten Sie sich an eine Beratungsstelle wenden. In Hamburg stehen Ihnen anonyme Beratungsmöglichkeiten vor Ort oder über die Helpline Glücksspielsucht zur Verfügung.“

Bin ich spielsuchtgefährdet? Machen Sie den Test

Liegt mein Spielverhalten noch im grünen Bereich? Einen ersten Aufschluss bieten Selbsttests. Der kürzeste von ihnen, der sogenannte „Lie-Bet-Screen-Test“, besteht nur aus zwei Fragen:

1. Haben Sie jemals beim Spielen das Bedürfnis verspürt, immer mehr Geld einzusetzen?

2. Haben Sie jemals gegenüber Menschen, die Ihnen wichtig sind oder waren, über das Ausmaß Ihres Spielens lügen müssen?

Wenn Sie eine oder beide Fragen mit „Ja“ beantworten, sollten Sie eine Beratung in Anspruch nehmen. Einen längeren Test finden Sie im Internetangebot der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung unter: https://www.check-dein-spiel.de/cds/pretest.do

Das Team von „Automatisch Verloren“ wünscht allen Leserinnen und Lesern einen erholsamen Jahresausklang und einen guten Start in das neue Jahr.

Quellen:

Artikel aus „proJugend, die Fachzeitschrift der Aktion Jugendschutz, Landesarbeitsstelle Bayern e.V; Heft 4/2013 - CASINO INTERNET - Jugendliche und Glücksspiele im Netz“:

Ein Milliardenmarkt und sein Schatten Realitäten des Onlineglücksspiels; Dr. Ingo Fiedler und

Internetbasiertes Glücksspiel: Spielanreize und Suchtgefahren; Dr. Tobias Hayer.

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