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Was bringen Spielbank-Sperren?

Wie geht es Spielern und Spielerinnen, nachdem sie in einer deutschen Spielbank gesperrt wurden oder dort selber eine Sperre erwirkt haben? Bislang konnte diese Frage nicht beantwortet werden. Jetzt bringt eine Studie der Technischen Universität Dresden und des Instituts für Therapieforschung (IFT) etwas Licht ins Dunkle: Über einen Zeitraum von bis zu acht Jahren wurden in Spielbanken gesperrte Personen befragt. Die Ergebnisse wurden vor Kurzem veröffentlicht.

Zwei Varianten der Spielersperre

Wenn von Sperren in Spielbanken die Rede ist, geht es meist um sogenannte „Selbstsperren“. Das bedeutet, dass ein Spieler oder eine Spielerin selber die Initiative ergreift und einen Sperrantrag stellt. Diese Variante der Sperre kommt weitaus häufiger vor als eine „Fremdsperre“. Letztere geht zum Beispiel von Angehörigen aus, etwa wenn ein Ehemann oder eine Ehefrau verhindern möchte, dass das Glücksspielen die Familie in den Ruin treibt.

Auch Beschäftigte einer Spielbank können – und sollen – eine Sperre aussprechen, um gefährdete Spielerinnen und Spieler vor sich selber zu schützen. In allen Fällen sind die Konsequenzen die gleichen: Die Spielenden sind automatisch ein Leben lang für staatlich konzessionierte Glücksspiele gesperrt. Das heißt, sie dürfen weder eine deutsche Spielbank betreten noch können sie sich an einer Lotterie wie beispielsweise Keno beteiligen. Frühestens nach einem Jahr kann eine Entsperrung beantragt werden, dafür gibt es jedoch einige Hürden.

Was passiert nach der Sperre?

Soweit – in aller Kürze – die Regeln für Spielbank-Sperren in Deutschland. Aber wie wirksam sind diese Regeln? Helfen Sie den betroffenen Spielerinnen und Spielern oder weichen diese auf andere Glücksspiele aus, für die diese Sperren nicht gelten, zum Beispiel auf Automaten in Spielhallen? Ein Forscherteam hat 215 in Deutschland gesperrte Spieler und Spielerinnen begleitet und befragt. Der Zeitraum der Untersuchung erstreckte sich von 2008 bis 2016. Die Spielenden wurden demnach bis zu acht Jahre nach Erlass ihrer Sperre befragt. Sie füllten einen Online-Fragebogen aus. Ein Teil von ihnen wurde zusätzlich zu persönlichen Interviews eingeladen. Unter den Befragten waren sowohl Spielerinnen und Spieler mit einer Fremdsperre als auch solche, die sich selber haben sperren lassen.

Ein Teil der Spielenden macht Schluss mit Glücksspielen

Das Ergebnis der Untersuchung ist interessant: Etwa jede(r) fünfte selbstgesperrte Spieler bzw. Spielerin hat nach der Sperre nicht mehr gespielt. Diese Quote ist bei den Fremdgesperrten mit 29 Prozent noch etwas höher. Ein weitaus größerer Prozentsatz hat in Folge der Sperre zwar weitergespielt, jedoch insgesamt weniger als davor. 67 Prozent der selbstgesperrten und 61 Prozent der fremdgesperrten Spielerinnen und Spieler fallen in diese Kategorie. Sie sind auf andere Glücksspiele außerhalb des konzessionierten Glücksspiels ausgewichen, sind also zum Beispiel in Automatenhallen gegangen oder haben Sportwetten abgeschlossen – haben allerdings insgesamt seltener gespielt als vor dem Zeitpunkt der Sperre. Die restlichen Befragten spielten in etwa gleicher Intensität wie früher oder haben ihr Spielpensum sogar erhöht.

Leider nur wenige Beteiligte an der Studie

Internationale Studien kommen zu ähnlichen Ergebnissen: Ein Teil der gesperrten Spielerinnen und Spieler macht nach der Sperre einen Schlussstrich unter das Kapitel „Glücksspiele“ und eine weitere (größere) Gruppe reduziert das Spielen. Hierbei ist allerdings zu betonen, dass diesen Studien jeweils unterschiedliche Sperrsysteme zugrunde lagen, was die Vergleichbarkeit der Untersuchungen erschwert.

Die Aussagekraft der Studie aus Deutschland wird durch die vergleichsweise geringe Zahl der Teilnehmenden geschwächt. Über 3.000 Personen wurden kontaktiert, die Stichprobe von 215 Befragten erscheint vor diesem Hintergrund recht klein. Insbesondere über das Schicksal der wenigen fremdgesperrten Spielerinnen und Spieler, die sich an der Befragung beteiligten, lässt sich keine belastbare Aussage treffen. Außerdem kann aus den Ergebnissen nicht geschlossen werden, dass die bei einem Teil der gesperrten Spieler beobachtete Abstinenz bzw. Verbesserung auf eben diese Sperre zurückgeführt werden kann. Dafür hätte man ein entsprechendes Experiment mit Kontrollgruppe durchführen müssen, schreiben die Studienverantwortlichen in ihrem Fachartikel.

Sperre: ein Einschnitt im Leben der Spielenden

Und dennoch: Die Studie zeigt, dass zu dem Zeitpunkt, an dem die Sperre getätigt wurde, für einen nennenswerten Teil der Betroffenen eine Weiche in eine positive Richtung gestellt wird. Bedenkt man, dass eine (lebenslange) Sperre doch einen ziemlichen Einschnitt im Leben der Spielenden darstellt und die Verbindung zu ihrem bisherigen Lieblingsspiel gekappt wird, lässt sich vermuten: Die Sperre trägt mindestens dazu bei, dass viele danach weniger oder gar nicht mehr spielen.

Dokumente zu Fremd- und Selbstsperren finden Sie hier.

Quelle:

Kotter, R., Kräplin, A. & Bühringer, G. J Gambl Stud (2018) 34: 597. https://doi.org/10.1007/s10899-017-9732-0

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