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Neue Daten zum Glücksspielverhalten in Deutschland 2020

Die derzeitige Corona-Krise und die Schließungen (bzw. der eingeschränkte Betrieb) der Spielhallen, Wettbüros und Casinos werden zukünftige Statistiken zum Glücksspielverhalten in Deutschland vermutlich stark beeinflussen. Wie in anderen wirtschaftlichen Branchen auch, fragen sich viele, ob es zu einem vorübergehenden Einbruch des Umsatzes auf dem Glücksspielmarkt kommt, der dann in den Folgejahren aufgefangen wird bzw. sich allmählich erholt? Oder führt die Krise zu einer nachhaltigen Veränderung der Nachfrage nach Glücksspielen und damit – zeitlich versetzt – auch zu weniger Menschen mit Spielproblemen in Deutschland?

Gute Übersicht und zuverlässige Datenquelle: das Jahrbuch Sucht 

Über solche Fragen lässt sich aktuell allenfalls spekulieren. In jedem Fall ist es interessant, das Spielverhalten in „Vor-Corona-Zeiten“ einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Auf dieser Basis lässt sich dann munter weiter spekulieren: Welche Trends werden sich durch die Krise wohl verstärken? Und was verändert sich vermutlich nicht, Corona-Pandemie hin oder her?

Einen guten Überblick über Angebot, Nachfrage und Folgen des Glücksspielwesens in Deutschland bietet regelmäßig das Jahrbuch Sucht, herausgegeben von der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS). Vor Kurzem ist die aktuelle Ausgabe erschienen.

Zuletzt steigender Umsatz auf dem Glücksspielmarkt

Die Zahlen darin zeigen, dass Glücksspielanbieter in den vergangenen Jahren ein gutes Geschäft gemacht haben. Bei vielen ist der Umsatzkuchen sogar von Jahr zu Jahr immer größer geworden. So wurde beispielsweise mit Geldspielautomaten in Spielhallen und Gaststätten immer mehr Geld verdient. Der Umsatz betrug im Jahr 2012 in diesem Segment noch knapp 23 Milliarden Euro, fünf Jahre (2017) später überschritt er dann schon die 30-Milliarden-Grenze. Der leichte Rückgang im Jahr 2018 um 1,4 Prozent auf 29,7 Milliarden Euro fällt da kaum ins Gewicht.

Damit wird der Löwenanteil auf dem Glücksspielmarkt mit High-Tech-Automaten in Spielhallen und Gaststätten gemacht, ihr Umsatzanteil am gesamten Markt beträgt 64 Prozent. Schnellrechnerinnen und -rechner haben jetzt schon überschlagen, wie hoch der Gesamtumsatz mit Glücksspielen ausfällt: über 46 Milliarden, ganz genau sind es 46,3 Milliarden. Alle diese Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2018, aktuellere Daten zur Umsatzentwicklung auf dem Glücksspielmarkt sind derzeit nicht verfügbar. 

Umsatzplus bei Spielbanken

Auch Spielbanken gehören zu den Gewinnern der vergangenen Jahre. Im Jahr 2018 stieg ihr Umsatz auf 7,6 Milliarden, ein gehöriges Umsatzplus um 12,9 Prozent. Bei Lotterien gibt es sowohl Gewinner als auch Verlierer, beim Deutschen Lotto- und Toto-Block steigt der Umsatz um 4,4 Prozent. Insgesamt sind die Umsätze im Jahr 2018 gegenüber dem Vorjahr um 1,7 Prozent auf 46,3 Milliarden Euro gestiegen.

Spielautomaten mit unverändert hohem Suchtpotential

Ein Teil dieses Umsatzes wird als Gewinn wieder ausgezahlt, deshalb sind in der Statistik die sogenannten Bruttospielerträge besonders aussagekräftig: die Summe der Einsätze abzüglich der ausgezahlten Gewinne. Bei den Geldspielautomaten lag der Bruttospielertrag beispielsweise bei satten 6,8 Milliarden Euro. Für das Jahr 2019 und die Zeit danach wird im Jahrbuch Sucht eine interessante Prognose gewagt: Durch die veränderte Spielverordnung bzw. die neue Technische Richtlinie für Geldspielgeräte (wir berichteten), die unter anderem Mindestabstände und technische Umstellungen der Geräte zur Folge hatte, wird laut dieser Prognose die Nachfrage im Jahr 2019 deutlich zurückgehen. Davon geht auch eine Studie aus, die insgesamt zweistellige Rückgänge vorhersagt. Allerdings würden sich die Spielenden an die neuen Regeln gewöhnen, zudem änderten diese auch wenig an dem nach wie vor hohen Suchtpotential der Automaten, so der Autor des Artikels im Jahrbuch Sucht, der Bremer Forscher Prof. Dr. Mayer.

Unveränderte Nachfrage nach Glücksspielen

Soweit die Umsatzseite auf dem deutschen Glücksspielmarkt, wie steht es jedoch um die Nachfrage in der Bevölkerung? Wie häufig wird gespielt und wie hoch ist der Anteil derjenigen, die die Kontrolle über ihr Spielverhalten verloren haben? Antworten auf diese Fragen gibt eine neue Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), die auch bereits im aktuellen Jahrbuch berücksichtigt wurde. Demnach haben 37,7 Prozent der 16- bis 70-jährigen Bevölkerung in einem Zeitraum von 12 Monaten überhaupt ein Glücksspiel gespielt. Damit ist dieser Anteil in den vergangenen Jahren in etwa gleich geblieben, nachdem er zuvor – in den Jahren 2007 bis 2013 – deutlich gesunken war. Und auch der Prozentsatz derjenigen, die problematisch oder pathologisch spielen, hat sich gegenüber den Vorjahren kaum verändert: Er pendelt nach wie vor um (gerundet) ein Prozent. Jeder hundertste spielt also auf eine Weise, die ihn und andere, in der Regel die Familie, gefährdet.

Hoher Vermögensverlust bei vielen Spielern und Spielerinnen

„Gefährdet“ bedeutet bei einer Glücksspielabhängigkeit oft zerrüttete Familienbeziehungen und ein zum Teil gewaltiger Schuldenstand am Ende einer Spielerkarriere. Wie hoch dieser Schuldenberg ist, lässt sich ebenfalls aus einer Statistik im Jahrbuch Sucht ablesen: Knapp acht Prozent derjenigen, die sich wegen ihrer Spielprobleme ambulant beraten oder behandeln ließen, berichteten über mehr als 50.000 Euro Schulden. Weitere 11 Prozent haben bis 50.000 Euro Schulden, 17 Prozent geben einen Minusbetrag zwischen 10.000 und 25.000 Euro an: eine gewaltige Hypothek für Menschen in dieser Lage, insbesondere wenn man bedenkt, dass viele von ihnen arbeitslos sind oder im Niedriglohnsektor arbeiten. Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie könnten ihre Lage noch verschärfen.

Verschlechtert sich die Lage suchtgefährdeter Menschen?

Nun sind wir am Ende des Textes doch wieder beim alles beherrschenden Thema Corona-Pandemie gelandet. Verständlich, schließlich wirkt sich die gegenwärtige Situation auf alle gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bereiche aus. Welche Spuren die Pandemie beim gegenwärtigen und zukünftigen Spielverhalten in Deutschland hinterlassen wird, lässt sich – Stand heute – natürlich noch nicht sagen. Dennoch gibt es die Sorge, dass sich die Lage von suchtkranken bzw. suchtgefährdeten Menschen in dieser eher Zeit verschlechtern könnte. Lesen Sie dazu auch unsere Pressemeldung.

Darin enthalten ist auch folgende gute Nachricht: Die Suchthilfeeinrichtungen in Hamburg bieten weiterhin professionelle Unterstützung bei Suchtproblemen auch in Zeiten des Coronavirus an. Infos zu den Hilfeangeboten in Hamburg finden Sie hier.

Quellen: Meyer, G. (2018): Glücksspiel – Zahlen und Fakten. In: Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (Hrsg.): DHS Jahrbuch Sucht 2017. Lengerich: Pabst Science Publishers.

Banz, M. (2019). Glücksspielverhalten und Glücksspielsucht in Deutschland. Ergebnisse des Surveys 2019 und Trends. BZgA-Forschungsbericht. Köln: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklarung. doi: 10.17623/BZGA:225-GS-SY19-1.0

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