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Beratung wegen Glücksspielproblemen: Nachfrage erneut gestiegen

Immer mehr Menschen in Hamburg suchen eine Beratungsstelle auf, weil sie Probleme mit Glücksspielen haben. Das geht aus dem aktuellen Bericht der Basisdatendokumentation der ambulanten Suchthilfe in Hamburg (BADO) hervor. Während sich im Jahr 2011 noch 1.207 Männer und Frauen an eine ambulante Suchthilfeeinrichtung gewendet haben, stieg diese Zahl in 2012 auf 1.372 Beratungssuchende.

Im Jahr 2005 wurde Pathologisches Glücksspiel in der BADO erstmals dokumentiert, seitdem ist eine Verdreifachung der jährlichen Beratungsnachfrage aufgrund von Spielproblemen zu beobachten.

Häufigster Anlass für Beratung: Automatenspiele

Bei dreiviertel der ambulant betreuten Klienten stehen Spielautomaten im Vordergrund ihrer Glücksspielproblematik, danach folgen mit großem Abstand Sportwetten (13 %). Mit durchschnittlich 23 Jahren machten die Spieler ihre ersten Erfahrungen am Glücksspielautomaten, ein pathologisches Spielverhalten entwickelte sich im Schnitt dreieinhalb Jahre später. Dann dauerte es noch einmal ungefähr zehn Jahre bis zum Kontakt mit dem Hilfesystem.

Jeder Fünfte hat mehr als 25.000 Euro Schulden

Die BADO-Zahlen machen auch die hohe Belastung der Hilfesuchenden deutlich. Da ist zum einen der Schuldenstand zu nennen, der sich während ihrer Spielerkarriere angehäuft hat. Nur ein Fünftel der Beratungssuchenden bezeichnete sich als „schuldenfrei“, bei 28 Prozent lag die Verschuldung unter 5.000 Euro, bei weiteren 21 Prozent zwischen 5.000 und 25.000 Euro. Bei 19 Prozent war der Schuldenstand sogar noch höher. Ein Großteil der Klientinnen und Klienten ist zudem einer starken psychischen Belastung ausgesetzt, die sich zumeist in Form von innerer Unruhe und/oder Depressionen ausdrückt.

Wie häufig jemand spielt, hängt unter anderem von der Art des Glücksspiels ab. So spielten 12 Prozent der Automatenspieler in den 30 Tagen vor dem Beginn ihrer Betreuung noch (nahezu) täglich, 39 Prozent kommen in diesem Zeitraum auf immerhin 8 bis 25 Spieltage. Bei Wetten auf Sportergebnisse liegt der Anteil der täglichen Spieler mit 16 Prozent noch höher, 55 Prozent wetteten an 8 bis 25 von 30 Tagen.

„Fast-Gewinne“ verleiten zum Weiterspielen

Zum hohen Gefährdungspotenzial von Geldspielautomaten tragen die schnelle Abfolge der Spiele und die sofortige Auszahlung der Gewinne bei. Außerdem kommt es oft zu sogenannten „Fast-Gewinnen“: Wenn zum Beispiel nur zwei statt der für einen Gewinn notwendigen drei Symbole auftauchen, wird dieses Ergebnis von vielen Spielern bzw. Spielerinnen nicht als Verlust, sondern als „Fast-Gewinn“ wahrgenommen. Dadurch steigt bei einigen die Hoffnung, dass ein Gewinn bei einem der nächsten Spiele wahrscheinlicher wird. Diese Annahme ist falsch, denn ein vergangenes Spielergebnis (der „Fast-Gewinn“) hat keinerlei Einfluss auf den Ausgang eines zukünftigen Spiels. „Fast-Gewinne“ können die Jagd nach dem nächsten Gewinn „anheizen“ und tragen damit zum Suchtpotenzial eines Glücksspiels bei.

Sound von Geldspielautomaten „tarnt“ Spielverluste

Kanadische Wissenschaftler konnten jetzt zeigen, dass auch die Soundeffekte von Geldspielautomaten zu der Sogkraft dieser Glücksspielart beitragen. Ihnen war aufgefallen, dass bei den meisten Apparaten eine Art „Gewinnfanfare“ nicht nur dann gespielt wird, wenn der Spieler mehr gewann, als er eingesetzt hatte. Auch wenn der Einsatz über dem Gewinn lag (zum Beispiel 5 Euro Einsatz und 1 Euro Gewinn), wurde dieser eigentliche Verlust mit dem Jingle gefeiert.

Es interessierte die Wissenschaftler nun, ob durch diese „als Gewinn getarnten Verluste“ die Bindung an den Geldspielautomaten verstärkt wird. Sie ließen zwei Gruppen von Versuchspersonen an Automaten spielen – einmal inklusive Begleitsound bei Verlusten, einmal ohne. Während des Spielens wurden die Herzrate und die Hautleitfähigkeit bei den Teilnehmenden gemessen, anschließend wurden sie befragt. Das Ergebnis des Gruppenvergleichs: Das Spielen „mit Sound“ wurde von den Probanden als „aufregender“ wahrgenommen, auch die gemessenen Körpersignale sprechen für eine höhere Anregung durch das akustisch begleitete Glücksspielen. Außerdem überschätzten diese Automatenspieler die Zahl ihrer gewonnenen Spiele.

Geldspielautomaten sind ausgeklügelte High-Tech-Geräte, die – insbesondere auf Menschen mit einem problematischen Spielverhalten – eine hohe Anziehungskraft ausüben. Aber auch andere Glücksspiele sind nicht zu unterschätzen. Informieren Sie sich unter Glücksspiele – unterschiedlich riskant, welche Faktoren das Gefährdungspotenzial eines Glücksspiels ausmachen. Ein Test hilft Ihnen, Ihr eigenes Spielverhalten zu überprüfen.

Quellen:

http://www.bado.de/dokumente/2012/BADO-Statusbericht%202012_www.pdf

Mike J. Dixon, Kevin A. Harrigan, Diane L. Santesso, Candice Graydon, Jonathan A. Fugelsang, Karen Collins. The Impact of Sound in Modern Multiline Video Slot Machine Play. Journal of Gambling Studies, 2013; DOI: 10.1007/s10899-013-9391-8

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